Zeitreise durch Schloss Dwasieden: Ein verlorener Zauber im Hinterland Rügens

Hoch im Nordosten der Insel Rügen, versteckt zwischen den Baumkronen eines verwunschenen Waldes, liegt ein vergessenes Juwel – die Ruinen von Schloss Dwasieden. Einst war es eines der teuersten Gebäude der Insel. Nach der Sprengung 1948 sind davon nur noch von dichtem Unterholz überwucherte Ruinen übrig. Ein Besuch ist unbedingt lohnenswert.

Annäherung an einen Lostplace

Schon bei meiner Reisevorbereitung hatte ich von diesem magischen Ort gelesen – und wusste doch überhaupt nicht, was mich erwartet. Ich habe mich dann eines Abends auf den Weg gemacht und in unmittelbarer Nähe geparkt. Von dort bin ich in einen verwunschenen Waldweg eingebogen. Schon nach kurzer Zeit stieß ich auf die Relikte der langen militärischen Nutzung des Geländes. Nicht wirklich ästhetisch, aber historisch interessant. Alles ist mehr oder minder überwuchert. Hier hat längst die Natur die Herrschaft übernommen.

überwucherte Relikte der militärischen Nutzung des Geländes von Schloss Dwasieden
Überall auf dem Gelände stößt man auf überwucherte Relikte der militärischen Nutzung.

Auf dem Weg zum Herrenhaus

Der Weg führt weiter auf ein Gebäude, von dem nur noch die Außenmauern stehen: Der ehemalige Marstall von Schloss Dwasieden ist komplett ausgebrannt. Im Inneren wachsen Bäume und allerlei andere Gewächse. Dennoch kann man sich die einstige Pracht gut vorstellen.

Ruine des Marstalls von Schloss Dwasieden
Vom Marstall stehen nur noch die Außenmauern

Anschließend folge ich einem Moospfad, der mich tief in die Stille des verwunschenen Wäldchens führt. Und stehe plötzlich vor den verwitterten Überresten von Schloss Dwasieden, einst erbaut von Adolph von Hansemann.

Gesprengte Reste des Pavillons von von Schloss Dwasieden
Die Ruinen sind ein verwunschener Ort.

Nach der Sprengung durch sowjetische Pioniere im April 1948 blieben von den einst prächtigen Mauern und den imposanten Fassaden aus französischem Sandstein, schwedischem Granit und echtem Marmor nur traurige Trümmer zurück. Auch der Schlosspark, einst gepflegtes Aushängeschild des Anwesens, ist längst von der Natur zurückerobert worden.

Überwucherte Säulen liegen vor den Resten von Schloss Dwasieden.
Längst hat die Natur das Areal zurückerobert.

Einst war hier ein Literaturnobelpreisträger zu Gast

Zu seinen Glanzzeiten hat das Schloss viele Gäste gesehen. Unter Ihnen war auch der Literaturnobelpreisträger Gerhart Hauptmann (1982–1946), der im Sommer 1928 für zwei Monate im Schloss wohnte. Und während ich so durch die Ruinen streife, kann ich mir die festlichen Veranstaltungen und die stillen Momente, die einst zwischen den Mauern hoch über dem Meer stattgefunden haben, gut vorstellen. Und bin damit nicht alleine: Zwischen den verwitterten Säulenresten des südlichen Pavillons hat es sich ein Pärchen gemütlich gemacht und blickt verträumt aufs Meer. Dwasieden beflügelt die Phantasie.

Zwei Personen stehen in den Ruinen von Schloss Dwasieden an Säulen gelehnt und schauen sich den Sonnenuntergang an.
Was diese Mauern wohl schon alles gesehen haben?

Der Ort hat wohl viel zu erzählen. Geschichten, die nicht nur von Prunk und Macht geprägt sind, sondern auch von der militärischen Nutzung. Und schließlich von der sanften Rückeroberung durch die Natur. All das erinnert an die wechselhafte Vergangenheit, die diesen Ort geprägt hat.

Zerbrochene Säulen vor der Ruine von Schloss Dwasieden
Man kann sich die einstige Pracht gut vorstellen: Schon die Überreste sind gewaltig.

Was in Zukunft mit dem Gelände passieren wird, ist unbekannt. Die Investoren kamen und gingen. Aktuell, heißt es, sei das Areal wieder einmal verkauft. Der Schlosspark ist irgendwie halb gesperrt, aber auch nicht so richtig.

Wie auch immer es weitergehen wird: Momentan mögen die Ruinen von Schloss Dwasieden zwar von Menschen verlassen sein, doch ihre Geschichten leben in den Schatten fort, und die Natur bewahrt den Zauber dieses verlorenen Ortes.

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