Von Licht und Schatten: Mein Jahr in Bildern

Ach, 2023 – wir hatten es nicht leicht miteinander. Nach Jahren im Dauerstress legte 2023 noch eine Schippe drauf. Im August folgte dann der Vollcrash. Was mich gerettet hat, war die pure Freude am Fotografieren. Und die hat schließlich dazu geführt, dass ich die Seite Hinterlandscapes erstellt habe. Gerne denke ich an viele tolle Momente und Orte, und die pure Entspannung, die das Auslösen deiner Kamera mit sich bringt. Lass uns gemeinsam auf dieses Jahr zurückblicken, in dem die Kamera mein persönlicher Fluchtweg aus dem Alltagsstress war.

Manche der Bilder gehören zu meinen Lieblingsbildern. Für die Auswahl noch wichtiger: Mit den hier gezeigten Bildern verbinde ich spannende Geschichten und interessante Erlebnisse. Denn die gehören für mich unbedingt zum fotografischen Erlebnis dazu. Zwölf Bilder auszuwählen, war gar nicht so einfach. Nun ja. Halte ich mich mal an einen berühmten Fotografen.

Twelve significant photographs in any one year is a good crop.

Ansel Adams

Januar: Farbenfrohe Moderne – Die Universitätskirche Kiel

Die Universitätskirche von Kiel

Die kalten Monate eignen sich meiner Meinung nach perfekt für die Architekturfotografie. Vorausgesetzt, das Wetter spielt mit. Im Januar richtete ich meine Linse auf die moderne Eleganz der Universitätskirche in Kiel. Dieser architektonische Schatz, auch liebevoll als „Gebetsabschussrampe“ bezeichnet, erhebt sich in vielen Dreiecken mit bunten Glasfenstern und formt eine pyramidenförmige Spitze, wo ein Kreuz stolz gen Himmel ragt. Mit meinem Bild wollte ich genau diesen geometrischen Tanz einfangen und dem Foto mit dem Kontrastspiel zwischen den klaren Linien des Bauwerks und dem knallblauen Hintergrund eine lebendige Dynamik verleihen. So möchte ich die Einzigartigkeit dieser zeitlos modernen Architektur unterstreichen. Es war einer jener Momente, in denen ich die Freude der Fotografie als eine Reise durch zeitgenössische Kunst empfand.

Februar: Winterliche Innenwelten – Die Rote Tulpe in der Glasvase

Eine rote Tulpe in einer Glasvase vor schwarzem Hintergrund.

Komm doch, lieber Frühling, lieber Frühling, komm doch bald herbei,
jag den Winter, jag den Winter fort und mach das Leben frei!

Heinz Lau (1925 – 1975)

Ich liebe Tulpen. Gerade in den Wintermonaten, wenn alles trüb und grau sind, bringen sie Farbe in mein Leben. Außerdem ziehe ich mich in der dunklen Zeit gerne in meine eigenen Projektoasen zurück und experimentiere in dieser Saure-Gurken-Zeit für Landschaftsfotografen im Heimstudio. Es lag nahe, dass ich mich dabei auf ein einfaches, dennoch fesselndes Motiv konzentrierte – eine rote Tulpe in einer Glasvase vor einem tiefen schwarzen Hintergrund. Mit diesem einfachen Arrangement wollte ich die kraftvolle Schönheit der Natur zeigen.

März: Münster bei Nacht – Die Lambertikirche im Glanz der Himmelsleiter

Die Lambertikirche von Münster bei Nacht.

Im März führte mich die Kamera in die verzauberten Straßen von Münster, wo der Prinzipalmarkt einen atemberaubenden Blick auf die von einer kunstvoll beleuchteten Himmelsleiter erstrahlende Lambertikirche bot. Das Bild erfasst die majestätische Szenerie, in der die Kirche in den nächtlichen Himmel zu schweben scheint. Ein unkonventioneller Fokus auf einen Gullydeckel mit dem Bronzerelief einer Friedenstaube am Vordergrund verleiht der Komposition eine tiefere Bedeutung, indem an den westfälischen Frieden erinnert wird. Dieser Moment, in dem Historie und Zeitgeschichte sich vereinen, ist für mich ein Appell an uns, weltweit für den Frieden einzutreten. Die Himmelsleiter auf der Kirche ist ein Werk von Billi Thanner. Die Künstlerin erinnert damit an den biblischen Traum des Jakob, der von einer solchen Leiter träumt, auf der Engel auf- und absteigen.

April: Barocke Eleganz in Schwansen – Gut Ludwigsburg im Frühling

Gut Ludwigsburg in Schwansen.

Im April nahm der Frühling endlich Fahrt auf. Auch wenn es noch lange ziemlich kalt und ungemütlich blieb, gab es einzelne Lichtmomente. In einem richtete sich mein Fokus auf die barocke Pracht von Gut Ludwigsburg in Schwansen hier bei mir in Schleswig-Holstein. Dieses kleine Schloss erhebt sich majestätisch aus einem Burggraben, der seine Spiegelung einfängt und dem Bild eine zusätzliche Dimension verleiht. Zwischen den Zweigen, die gerade erst ihre Knospen für den beginnenden Frühling öffnen, wird die Szene von einer erfrischenden Lebendigkeit durchzogen. In dem Bild wollte ich historische Eleganz mit der erwachenden Natur im Frühjahr vereinen und die Symbiose von Architektur und Natur zeigen.

Mai: Im ostfriesischen Olymp 😉

Die Verleihung der Ubbo-Emmius-Medaille an Matthias Süßen

Der Jahresanfang war beruflich wie privat ungemein stressig. Ich wusste kaum mehr, wo mir der Kopf stand und wie ich alles schaffen sollte. Mitten in all dem Trubel bekam ich einen Anruf, indem mir der Landschaftsdirektor mitteilte, dass mir die Ubbo-Emmius-Medaille verliehen wird. Das ist die höchste Auszeichnung für einen Ostfriesen. Ich war total baff. Das kam total unerwartet und hat mich umgehauen. Besonders gefreut hat es mich, dass neben meinen Textbeiträgen ausdrücklich auch meine Fotografie gewürdigt wurde. Im Mai gab es dann eine schöne Traditionsveranstaltung, bei der mir Landschaftspräsident Rico Mecklenburg die Medaille überreichte. An diesen Tag werde ich mich wohl noch lange erinnern.

Juni: Kleine Spielereien – Der Palazzo Ottagonale in Berlin

Der Palazzo Ottagonale in Berli

Im Juni habe ich ein wenig mit Photoshop gespielt. Das Bild zeigt den Palazzo Ottagonale, der durch meine Manipulation viel höher erscheint und dadurch den Innenhof enger wirken lässt. Eine bewusste Abweichung von der konventionellen Dokumentarphotografie, die oft den Glauben vermittelt, dass Fotografie die Wirklichkeit exakt abbilden müsse. Doch ich gehöre nicht zu jenen, die sich streng an diese Glaubenssätze halten. Obwohl ich meine Bilder weitestgehend authentisch halte, liebe ich es, mit Perspektiven, Kontrasten und manchmal auch mit Photoshop zu spielen, wie bei dieser Aufnahme eines Berliner Hinterhofs. Dieses Bild erinnert daran, dass die Kunst der Fotografie auch in der kreativen Freiheit liegt, die Wirklichkeit neu zu gestalten.

Juli: Wiederentdeckung der Schönheit – Der Flatowturm in Potsdam Babelsberg

Der Flatowturm in Babelsberg

Im Juli habe ich meine Kamera auf den majestätischen Flatowturm in Potsdam Babelsberg gerichtet, der sich inmitten der weiten Parklandschaft gegen einen blauen Himmel mit ein paar zarten Wolken abzeichnet. Diese Szene markiert eine echte Wiederentdeckung für mich. Nach langen Jahren, bis 2006, in denen ich in Berlin lebte, hatte ich fast vergessen, wie außergewöhnlich schön der Babelsberger Schlosspark ist.

August: Sonnenuntergang am Holnis-Strand – Das Leuchtturm-Steinmänchen

Ein Steinmännchen vor dem Sonnenuntergang fotografiert

Die Halbinsel Holnis ist einer meiner Lieblingsorte hier in Schleswig-Holstein. Ich bin schon viele Male dort gewesen und habe immer wieder neues entdecken können. So auch im August, als ich an der Spitze der Halbinsel unzählige Steinmännchen fand. Geschaffen hatten sie unbekannte Künstler. Ein beeindruckend hohes Exemplar stand frei im Wasser. Ich konnte nicht widerstehen, es vor der Kulisse der untergehenden Sonne zu fotografieren. So erhebt sich das Steimänchen wie ein bescheidener Leuchtturm am Strand. Es erinnert mich daran, dass Schönheit oft in den einfachsten Dingen zu finden ist. Und manchmal nur temporär da ist.

September: Stille Schönheit auf dem Nordfriedhof – Das Grab von Jutta Kutter

Das Grab von Jutta Kutter

Im September war Wiki Loves Monuments. Und der Wettbewerb hatte in diesem Jahr einen Sonderpreis für Fotos, die auf Friedhöfen entstanden sind, ausgelobt. Dafür war ich viel auf Kieler Begräbnisstätten unterwegs. Eine Leidenschaft, die ich auch außerhalb des Wetbewerbes gerne verfolge. Auf dem Nordfriedhof lichtete ich das berührende Grab von Jutta Kutter ab, die 1909 im zarten Alter von nicht einmal zwei Jahren verstarb. Das Grabmal birgt die Skulptur eines schlafenden Mädchens, eine zutiefst bewegende Darstellung.

Die beeindruckende Skulptur wurde von Bildhauer Hans Daman geschaffen, der sich dabei von Francine Charderons Gemälde „Sleep“ inspirieren ließ. Dieses Bild erzählt von der zeitlosen Schönheit, die in der Erinnerung an geliebte Menschen ruht, und erinnert mich daran, dass Friedhöfe nicht nur Orte der Trauer, sondern auch der Kunst und des Gedenkens sind.

Oktober: Lichtermeer an der Förde – Kieler Nachtaufnahme

Kiel bei Nacht

Im Oktober ist es zunächst noch schön, dass die Tage kürzer werden. Es ist oft noch warm und es macht Spaß, nachts zu fotografieren. So auch bei dieser Aufnahme der Hörn. Es entstand während eines Fotowalks, den meine Frau mir vor Jahren zu Weihnachten geschenkt hatte. Lange Zeit konnte ich aus Zeitmangel nicht daran teilnehmen. Als es endlich so weit war, waren die Wetterbedingungen denkbar schlecht: Es regnete in Strömen. Davon haben wir uns aber nicht abhalten lassen und trotzdem fotografiert.

November: Spuren der Geschichte – Der eingeritzte Reichsadler in Kiel

Der in einen Baum eingeritzte Reichsadler in Kiel

Das Novemberbild zeigt ein faszinierendes, wenn auch nicht unbedingt ästhetischen Motiv – einen in einen Baum eingeritzten Reichsadler. Dieses Bild mag nicht mein schönstes sein, aber es ist zweifellos eines der spannendsten. Es verbirgt sich in einem Wäldchen in Kiel, in dem ein bedeutendes historisches Ereignis geschah.

In der Kaiserzeit befand sich in unmittelbarer Nähe ein großer Exerzierplatz, auf den die Matrosen und Arbeiter am 3. November 1918 auswichen, da ihnen das Demonstrieren in der Stadt verboten wurde. Etwa 5.000 bis 6.000 Menschen versammelten sich, um gegen die damaligen politischen Umstände zu protestieren. Der Demonstrationszug, der in einem nahegelegenen Lokal eine Kompanie der I. Matrosen-Division stürmte und dabei Waffen erbeutete, führte schließlich in die Stadt. Hier, bei einer Schießerei, ereigneten sich die ersten tragischen Momente der Novemberrevolution 1918. Der Rest ist Geschichte.

In etwa sechs Metern Höhe in einem Baum finden sich heute noch die Spuren dieses historischen Aufstandes – der Reichsadler, ein Sextant und die Initialen JK und MM, vermutlich während jener bewegten Tage in den Baum geritzt. Dieses Bild erinnert uns daran, dass Geschichte oft in den unscheinbarsten Ecken unserer Städte verborgen liegt, bereit, entdeckt und reflektiert zu werden.

Dezember: Winterzauber in Schleswig-Holstein – Verschneite Baumgruppe

Winter in Neuwühren. Einsame Baumgruppe im Schnee.

So stellt man sich den Winter vor. Leider ist er so nur selten zu sehen. Anfang Dezember war es endlich mal wieder soweit und Schleswig-Holstein war für ein paar Tage in zauberhaftes Weiß getaucht. Diese kleine Baumgruppe habe ich in Neuwühren entdeckt. Ganz besonders hat mich der nahezu nahtlose Übergang von Erde und Himmel fasziniert, wodurch der Horizont teilweise verschwimmt. Dieses Bild vermittelt für mich die Ruhe und Stille, die der Winter mit sich bringt, und zeigt die Natur in ihrer malerischen Schönheit. Die Landschaft, in ein sanftes Licht getaucht, erweckt den Zauber der kalten Jahreszeit zum Leben.

Auf zu neuen fotografischen Entdeckungen im kommenden Jahr!

Mit diesem fotografischen Rückblick auf das Jahr 2023 schließe ich ein Jahr voller faszinierender Momente, historischer Spuren und beeindruckender Landschaften ab. Die Vielfalt der Motive spiegelt nicht nur meine eigene Freude und Leidenschaft für die Fotografie wider, sondern erzählt auch Geschichten von den Schätzen und Ereignissen, die in unserer Umgebung verborgen liegen. Es lohnt sich, genau hinzuschauen.

Ich möchte die Gelegenheit nutzen, dir für deine Aufmerksamkeit und deine Unterstützung zu danken. Deinen Kommentare und Rückmeldungen auf allen Kanälen motivieren mich stets, neue Perspektiven zu suchen und meine fotografische Reise fortzusetzen. Auf ein neues Jahr voller inspirierender Momente, kreativer Entdeckungen und dem Austausch von Geschichten und Eindrücken!

Ich freue mich darauf, dich auch im kommenden Jahr auf meinem Blog „Hinterlandscapes“ begrüßen zu dürfen. Möge das kommende Jahr reich an fotografischen Abenteuern und positiven Überraschungen sein. Alles Gute und bis bald!

Herzliche Grüße,

Dein Matthias

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