Farben sind in der Fotografie nicht einfach nur visuelle Elemente, sondern kraftvolle Werkzeuge, um den Blick des Betrachters zu lenken, Emotionen zu wecken und Geschichten zu erzählen. Die Landschaftsfotografie bietet dir eine Palette von Farben, die von sanften Grüntönen der Wiesen bis zu den warmen Schattierungen der untergehenden Sonne reichen. Die Kunst besteht darin, diese natürlichen Farben geschickt einzusetzen.
Ich bin ein großer Fan von Johannes Itten. Der Schweizer Maler und Lehrer des Bauhauses befasste sich intensiv mit der Wirkung von Farben. Dabei entdeckte er sieben Farbkontraste, die er als grundlegende Elemente der Farbgestaltung ansah. Das ist nicht nur für Maler interessant. Auch Du kannst diese sieben Kontraste nutzen, um deine Fotos interessanter und ausdrucksstärker zu gestalten.
Doch der Reihe nach. Als Grundwerkzeug der Farbgestaltung entwickelte Itten den Farbkreis. Er zeigt die Beziehungen zwischen Farben und kann verwendet werden, um harmonische Farbkombinationen zu finden und Farbkontraste wie den Komplementärkontrast zu erzeugen. In der Fotografie kann der Farbkreis verwendet werden, um die Wirkung von Farben auf die Stimmung eines Bildes zu verstehen und gezielt einzusetzen.
Kommen wir zu den sieben Farbkontrasten, die man am besten mit dem Farbkreis versteht:
- Farbe-an-sich-Kontrast
- Hell-Dunkel-Kontrast
- Komplementärkontrast
- Der Kalt-Warm-Kontrast
- Der Qualitätskontrast
- Quantitätskontrast
- Simultankontrast
Der Farbe-an-sich-Kontrast
Beginnen wir mit dem eine freudige Stimmung erzeugenden Farbe-an-sich-Kontrast. Er ist relativ leicht umzusetzen, da hier die Buntheit im Vordergrund steht. Wenn Du ein Motiv findest, bei dem mindestens zwei Farben in möglichst reiner Form vorkommen, hast Du schon alles, was Du brauchst. Den einfachsten, stärksten und wichtigsten Kontrast bilden die Farben Rot, Gelb, Blau und Grün.
Der Hell-Dunkel-Kontrast
Der Hell-Dunkel-Kontrast entsteht, wenn helle und dunkle Farben nebeneinander liegen. Damit kannst du ein bestimmtes Objekt hervorzuheben, indem es heller als der Hintergrund dargestellt wird. Das ist besonders bei Porträts, in der Tier- und Architekturfotografie nützlich.
Der Komplementärkontrast
Auch den Komplementärkontrast nutze ich gerne. Vorzugsweise bei winterlichen Fotoprojekten hier bei mir zu Hause. Wenn draußen alles grau ist, macht es einfach Spaß, mit knalligen Farben zu spielen. Der Komplementärkontrast bezieht sich auf die Verwendung von Farben, die sich gegenüber auf dem Farbkreis (siehe oben) befinden. Dieser Kontrast kann verwendet werden, um eine starke visuelle Spannung zu erzeugen und die Aufmerksamkeit des Betrachters auf bestimmte Elemente im Foto zu lenken. Er kann auch verwendet werden, um Farben in einem Foto zu verstärken oder zu betonen.
Der Kalt-Warm-Kontrast
Der Kalt-Warm-Kontrast in der Fotografie bezieht sich auf die Verwendung von Farben, die entweder einen kühlen oder warmen Eindruck vermitteln. Farben wie Blau, Grün und Lila werden oft als kühl empfunden, während Farben wie Orange, Rot und Gelb als warm empfunden werden. Auch diesen Kontrast kannst du nutzen, um die Stimmung eines Fotos zu beeinflussen und die Aufmerksamkeit auf bestimmte Elemente zu lenken. Ein kühles Foto kann zum Beispiel eine distanzierte Atmosphäre vermitteln, während ein warmes Foto eine einladende Atmosphäre vermitteln kann.
Der Qualitätskontrast
Der Qualitätskontrast wird auch Intensitäts– oder Bunt-zu-Unbunt-Kontrast genannt. Er entsteht, wenn reine, bunte, leuchtende Farben auf flaue oder getrübte Farben treffen. Dabei kommt es zu einem starken Kontrast in der Farbintensität. Das kannst du nutzen, um bestimmte Teile deines Motivs stark hervorzuheben. Ein Rapsfeld unter norddeutsch-grauem Himmel bringt Farbe ins Leben.
Der Quantitätskontrast
Wie der Name Quantitätskontrast schon vermuten lässt, geht es bei diesem Kontrast um die Verwendung von Farben in unterschiedlichen Mengen oder Intensitäten. Das kannst du nutzen, um die Größe und die Anordnung von Objekten im Foto hervorzuheben, indem großflächige Elemente mit punktuellen Elementen kontrastiert werden. Ein Beispiel für den Quantitätskontrast bei Farben ist die Verwendung von hellen Farben für kleinere Objekte und dunkleren Farben für größere Objekte, um die Größenverhältnisse hervorzuheben.
Der Simultankontrast
Der Simultankontrast bezieht sich auf die Art und Weise, wie Farben von benachbarten Farben beeinflusst werden. So kann die gleiche Farbe bei unterschiedlicher Hintergrundfarbe ganz anders wirken.
Der Simultankontrast kann verwendet werden, um die Farben im Foto zu verstärken, indem man Farben in der Nähe von kontrastierenden Farben platziert. Ein Beispiel für den Simultankontrast ist die Verwendung von gelben Farben neben blauen Farben, die dazu führen, dass die gelben Farben heller und kräftiger erscheinen. Das lässt sich hier bei uns in Schleswig-Holstein ganz schön zur Zeit der Rapsblüte einsetzen. Dieser Kontrast kann genutzt werden, um die Farben im Foto aufregender und lebendiger erscheinen zu lassen.
Tipps für die Anwendung von Farbkontrasten
Farbkontraste helfen nicht nur dabei, die Aufmerksamkeit des Betrachters zu lenken, sondern verleiht auch den Elementen in der Landschaft ihre Einzigartigkeit: Eine einzelne rote Mohnblüte in einem Meer von grünen Feldern wird durch den Kontrast lebendig und zieht den Blick auf sich. Probier es einmal aus.
- Natürliche Lichtverhältnisse nutzen: Die Tageszeit und die Wetterbedingungen beeinflussen die Farben in der Landschaft. Gerade in den Tagesrandstunden ändern sich die Farben schnell. Spiele mit dem natürlichen Licht, um unterschiedliche Kontraste zu erzeugen.
- Betonung von Akzenten: Wähle ein dominantes Element in der Landschaft und betone es durch Kontraste. Dies kann ein einzelner Baum, ein Blumenmeer oder ein Detail in der Architektur sein.
- Experimentiere mit Farkreis und Farbharmonien: Nutze den Farbkreis, um bewusste Entscheidungen bei der Farbauswahl zu treffen. Spiele mit monochromatischen, komplementären oder analogen Farbschemata.
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