Ostfriesland bei Nacht: Fotografische Entdeckungen in der Dunkelheit

Ich bin in Ostfriesland aufgewachsen und liebe die Region mit ihren malerischen Landschaften und den weiten Horizonten. Diese sind schon tagsüber ein Hingucker. Nachts dagegen ist es in Marsch, Moor und Geest magisch. Die Dunkelheit enthüllt eine andere Seite meiner Heimat, in der die Sterne am Himmel leuchten und die idyllischen Dörfer im sanften Licht der Laternen erwachen. Eigentlich ist es wirklich verwunderlich, dass man all die tagsüber völlig überlaufenen Orte dann für sich alleine hat.

Sterne über Greetsiel. Selbst im Ort ist es dunkel genug, um das funkelnde Firmament zu fotografieren.

Ostfriesland bietet für die Astrofotografie mit seinen oft klaren, dunklen Nächten optimale Bedingungen. Abseits der städtischen Lichtverschmutzung kannst du hier eine atemberaubende Sternenhimmel-Show erleben. Die Deiche bieten dabei nicht nur eine dramatische Kulisse, sondern auch eine interessante Perspektive, um die Sterne über den endlosen Horizont hinweg einzufangen.

Man mag es kaum glauben: Selbst in den Dörfern hält sich die Lichtverschmutzung in Grenzen, sodass du auch hier tolle Nachtaufnahmen mit Sternen machen kannst. Und wenn du lange genug belichtest, sehen deine Aufnahmen aus, als ob du sie tagsüber gemacht hättest. Nur ohne Menschen 😉

Doch beginnen wir am Abend. Einer meiner Lieblingsplätze für den Sonnenuntergang ist der kleine Muhdehafen von Terborg. Dort liegt der kleine Fischkutter „Diana“, der ein hervorragender Vordergrund für die Abendröte ist. Betrieben wird der die alte Dame, die 1939 auf der Bültjer-Werft in Ditzum ganz aus Holz gebaut wurde, von Peter Heeren, einem der letzten Fischer auf der Ems.

Bei Diana geht es meist gemütlich zu. Ich hatte sie fast immer für mich alleine. Nur ab und an verirrte sich ein Liebespaar ans Emsufer. Manchmal tauchen andere Fotografen auf. Aber das war bis dato immer ein nettes Aufeinandertreffen. Allerdings solltest du ein Auto haben, um sie zu besuchen. Parken kannst du auf der anderen Deichseite beim Schöpfwerk.

Diana liebt den Sonnenuntergang.

Weiter geht es in Greetsiel. Lange habe ich vor allem im Sommer einen Bogen um das eigentlich sehr malerische Örtchen gemacht, weil es mir einfach zu voll war. Der Charme des kleinen Hafendorfs leidet unter den Massen der Tagestouristen. Aber sobald die Sonne hinter dem Horizont verschwunden ist, wird es in den malerischen Gassen und am Hafen recht einsam. Befreit von all den Verlockungen der Andenkenläden und Geschenkestände fühlt man sich in den engen Straßen in der Zeit um Jahrhunderte zurückversetzt. Die warmen Lichter der Laternen werfen sanfte Schatten auf die historischen Gebäude und schaffen eine romantische Stimmung. Im Hafen dümpeln die Fischkutter vor den niedrigen Kapitänshäusern. So stellt man sich Greetsiel vor. Tagsüber sieht es aber anders aus.

Den nahe gelegenen Pilsumer Leuchtturm lasse ich hier mal außen vor. Er ist fotografisch so vielfältig, dass ich ihm einen eigenen Blogbeitrag widme.

Aber bleiben wir an der Küste. Ein wirklich toller Fotospot ist auch das Emssperrwerk in Gandersum. Ich habe dort vor Jahren meinen Camper abgestellt und die Lichtshow genossen. Tagsüber gibt das Bauwerk meiner Meinung nach nicht so viel her.

Leer ist die selbsternannte Einkaufsstadt Ostfrieslands und während der Öffnungszeiten der Geschäfte entsprechend voll. Ein Ausflug an die Leda lohnt sich aber immer. Und wenn du noch etwas Zeit hast, dann warte nach Geschäftsschluss noch ein wenig. Ich war im Winter dort und habe meinen Streifzug durch die Straßen sehr genossen. Vor allem die Gegend um den Hafen und das Rathaus bietet allerlei Fotomotive.

In Aurich sind das Landschaftshaus und das Pingelhus nicht nur zur Blauen Stunde wunderschön. Aber dann heben sich beide Gebäude wunderbar vom Hintergrund ab.

Nicht weit von Aurich entfernt findest du die Wasserschöpfmühle Agnes. Dabei fällt mir auf, dass ich sehr oft in Ostfriesland auffallend oft bei Vollmondnächten losziehe. Das sorgt oft für eine wunderschön malerisches Licht. So auch hier bei Agnes, wo du dann auch noch auf den Sonnenaufgang warten kannst. Die Mühle ist auf zwei Seiten von Wasser umgeben, sodass du eigentlich immer einen schönen Blickwinkel finden solltest.

Agnes im Vollmondlicht
und bei Sonnenaufgang.

Praktische Tipps für die Nachtfotografie in Ostfriesland

  1. Stativ und Fern- oder Selbstausauslöser: Nachts musst du deutlich länger belichten. Freihändig fotografieren ist daher sehr schwierig und für leicht zu verwackelten Bildern. Daher solltest du ein stabiles Stativ mitnehmen. Zur Not kannst du die Kamera aber auch auf einem Autodach, einer Mauer oder was auch immer abstellen. Das beste Stativ nützt dir aber nichts, wenn du die Aufnahme schon beim Auslösen verwackelst. Nimm dir daher auch einen Kabel- oder Funkfernauslöser mit. Ich bin ein Freund des kleinen Gepäcks und nutze stattdessen den 2- oder 10 Sekunden Selbstauslöser, um verwackelungsfreie Aufnahmen zu erhalten.
  2. Langzeitbelichtung: Die Nachtfotografie ist eine wunderbare Gelegenheit, mit längeren Belichtungszeiten zu experimentieren. Solltest du länger als 30 Sekunden belichten wollen, um etwa Lichtspuren der Sterne einzufangen, musst du den Bulb-Modus deiner Kamera in Verbindung mit einem Kabel- oder Funkfernauslöser nutzen. Ich persönlich belichte selten länger als 20 Sekunden, sodass ich den Fernauslöser kaum brauche.
  3. Lichtverhältnisse beachten: Nutze das vorhandene Licht, das von Laternen, Leuchttürmen oder dem Mond erzeugt wird, um stimmungsvolle Bilder zu kreieren.
  4. Wetterbedingungen im Blick behalten: Ein klarer Himmel bietet optimale Bedingungen für Sternenfotografie, während Wolken für dramatische Effekte sorgen können. Ich persönlich finde auch die Kombination aus beidem reizvoll.
  5. Kenne Deine Kamera: Es mag abgedroschen klingen, aber es macht wenig Sinn, mit einer Kamera loszuziehen, die man nicht blind bedienen kann. Die Augen brauchen nachts ziemlich lange, um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen. Wenn du aber immer eine Lichtquelle brauchst, um durch die Menüs deiner Kamera zu finden, wirst du schwierigkeiten haben, dich anschließend in der Dunkelheit zurechtzufinden.

Hast du weitere Tipps für tolle Fotolocations in Ostfriesland, Kritik oder Anmerkungen? Dann freue ich mich auf deinen Kommentar oder deine Nachricht.

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