Nachts im Nationalpark

Es gibt wohl kaum etwas romantischeres als eine sternenklare Nacht. Leider lässt die zunehmende Lichtverschmutzung an vielen Orten den Blick auf das Himmelszelt verblassen. Doch im Nationalpark Wattenmeer findest du noch echte Dunkelheit. Und damit auch die Chance, Tausende Sterne, Planeten und sogar die Milchstraße zu sehen. In klaren Nächten legt sie sich wie ein silbriges Band über den Horizont und macht die Küste zu einem der schönsten Sternengucker-Orte in Deutschland. In diesem Beitrag zeige ich dir meine Lieblingsspots für nächtliche Bilder an und im Nationalpark Wattenmeer.

Ich lebe inzwischen schon seit geraumer Zeit an der Ostsee. Doch immer wieder zieht es mich rüber an die Westküste Schleswig-Holsteins. Es ist diese Weite, die mich immer wieder in den Bann zieht. Dieses endlose Nichts, das einfach unglaublich beruhigend ist. Das beginnt schon in der Marsch, wird aber nochmals von den Salzwiesen getoppt. Hier stören nicht mal Bäume oder Büsche die Horizontlinie, die wie ein ewig langer gerader Strich vor einem liegt. Die perfekte Bühne für einen romantischen Sonnenuntergang.

Leuchtturm bei Sonnenuntergang mit Holzsteg im Vordergrund, umgeben von Graslandschaft und Wolken am Himmel.
Sonnenuntergang in Westerhever.

Die Landschaft hier ist schon tagsüber extrem reduziert. Nachts Nachts verliert sie sich fast vollständig in der Dunkelheit und ist bestenfalls zu erahnen.

Welcome to the dark side of the dike. Nachts draußen unterwegs zu sein, ist ein Erlebnis für alle Sinne. Oft bin ich gefragt worden, ob ich dabei jemals Angst gehabt habe. Als Mensch, der seit langem in Großstädten lebt, muss man sich erst einmal wieder an die Geräuschkulisse in der Natur gewöhnen. Du hörst das leise Knistern des Watts, das Rauschen des Meeres, das Rufen von Pfeifenten oder das Flöten eines Brachvogels in der Ferne. Und manche Geräusche lassen sich gar nicht zuordnen. Die Dunkelheit schenkt dir nicht nur einen klaren Sternenhimmel, sondern auch eine geheimnisvolle Klangwelt. Das kann einen schon mal einschüchtern und doch kenne ich kaum friedlichere Orte als das Wattenmeer und die vorgelagerten Salzwiesen. Natürlich gibt es Gefahren. Vor allem die Flut, weshalb du niemals ohne fachkundige Begleitung aufbrechen solltest. Jedenfalls dann, wenn du in das Watt laufen möchtest. Ich bin vor allem in den Salzwiesen unterwegs. Dort finden sich die schönsten Vordergründe für Milchstraßenfotos.

Pilsumer Leuchtturm

Die kleine rot-gelbe Ringelsocke bei Pilsum ist tagsüber schon eine Landmarke. Und dementsprechend überlaufen. Nachts dagegen hats Du den Turm für dich alleine. Er ist ein echter Hingucker und lässt sich sowohl mit dem Vollmond als auch der Milchstraße in Szene setzen.

Leuchtturm Campen

Der höchste Leuchtturm Deutschlands schickt seinen Lichtstrahl weit über das Land. Auf meinen Bildern wirkt es fast so, als würde er gezielt auf eine kleine Bank am Deich leuchten. Ein großartiger Platz, um den Himmel zu bestaunen.

Lichtturm bei Nacht mit blauem Lichtstrahl, umgeben von Wolken und Sternenhimmel. Eine kurvenreiche Straße führt zum Turm, der von Bäumen flankiert wird.
Der Leuchtturm von Campen in Ostfriesland

Leuchtturm Westerhever

Der Leuchtturm von Westerhever ist eines der meistfotografierten Motive Deutschlands. Trotzdem bin ich immer wieder gerne dort. Denn er zeigt immer wieder neue Seiten. Nachts, wenn die Sterne den Himmel überziehen, wirkt er besonders ikonisch. Und wenn man sich über den historischen Stockenstieg nähert, wird es einfach magisch.

Leuchtturm im nächtlichen Himmel mit Sternen und Wolken, umgeben von sanften Lichtern am Horizont.

NABU-Haus auf der Hamburger Hallig

Die Hamburger Hallig ist einer meiner liebsten Plätze an der Nordsee. Immer, wenn ich mal wieder richtig durchatmen muss, komme ich hierher. Auf dem Weg zur eigentlichen Hallig liegt liegt das NABU-Haus auf dem Schafsberg mitten im Watt und den Salzwiesen. Wer sich nachts bei absoluter Dunkelheit auf den zwei Kilometer langen Weg begibt, der vom Amsinck-Haus durch Salzwiesen zum Schafsberg führt, wird mit einem atemberaubenden Anblick belohnt. Über dem Gebäude spannt sich die Milchstraße, und die völlige Dunkelheit der Hallig macht das Sternenmeer noch intensiver. Vorausgesetzt: Das Wetter spielt mit.

Strandbars von St. Peter-Ording

Auch hier herrscht tagsüber reges Treiben. Nachts zeigt der riesige Strand sein anderes Gesicht. Die Pfahlbauten wirken im fahlen Licht fast surreal. Eines meiner absoluten Highlights.

Deichvorland von Ockholm

Ockholm ist neben der Hamburger Hallig einer meiner Lieblingsorte an der Schleswig-Holsteinischen Küste. Ich bin immer wieder dort. Zu jeder Jahres- und Tageszeit. Im Deichvorland habe ich erstmals den Mondaufgang über dem Watt gesehen. Und war schwer beeindruckt. Langsam hebt sich die helle Scheibe über den Horizont und taucht Landschaft und Wasser in silbriges Licht. Dazu spannt sich der Bogen der Milchstraße über den Himmel. Was für ein Anblick. Wenn Du schon in der Gegend bist, solltest Du Dir Ockholm anschauen oder es als Basis für Deine Milchstraßenexkursionen auswählen. Der Stellplatz an der Kirche ist einfach nur schön und auch dort lässt sich die Milchstraße bewundern. Es muss ja nicht immer Watt sein…

Die Salzwiesen

…oder doch? Natürlich! Die Salzwiesen sind an sich schon ein Erlebnis, das Du unbedingt mal ausprobieren solltest.

Und auch das tagsüber so oft störende Wolkenband am Himmel erfüllt nachts seinen Zweck, wenn es den Himmel vom schwachen Umgebungslicht der Zivilistation abschirmt. Zivilisation? Die ist momentan gefühlt ganz weit weg. Hier gibt es nur mich, Watt und Weite.

Tipps für die Sternenfotografie im Wattenmeer

Wenn du selbst mit der Kamera oder dem Smartphone losziehen möchtest, helfen dir ein paar einfache Tricks:

  • Suche die Dunkelheit: Je weiter Du Dich von künstlichem Lichtquellen entfernst, desto klarer der Sternenhimmel.
  • Nimm ein Stativ mit: Ohne geht’s kaum, weil du mit längeren Belichtungszeiten arbeitest. Notfalls baust Du Dir selbst eines 😉
  • 500-Regel beachten: Teile 500 durch deine Brennweite – so findest du die maximale Belichtungszeit, bevor Sterne zu Strichen werden.
  • Hohe ISO ausprobieren: Keine Angst vor Rauschen. Oft lohnt es sich, das Risiko einzugehen, um mehr Sterne sichtbar zu machen.
  • Mach es dir gemütlich: Zieh dich warm an, pack eine Decke und eine Thermoskanne Tee ein. Sternenfotografie braucht Geduld. Und das ist auch gut so.

Wenn du dich darauf einlässt, wirst du merken: Die Nacht im Wattenmeer hat ihren eigenen Zauber. Sie ist still, geheimnisvoll und voller leuchtender Wunder. Es gibt wohl nicht viele Orte in Europa, an denen Du solch einen Sternenhimmel über Dir hast.

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