Ihm zu entkommen, ist unmöglich: Selbst in den scheinbar unberührten Weiten der norddeutschen Küsten offenbart sich oft ein trauriges Zeugnis menschlicher Aktivitäten: Allenthalben ist Müll zu finden. Plastikflaschen, Verpackungsmaterial, und andere Abfälle werden von den Wellen an Land gespült und setzen sich in den entlegensten Ecken der Natur fest. Als Fotograf ist es mir wichtig, nicht nur die Schönheit der Landschaften festzuhalten, sondern auch auf die dunkle Seite der Zivilisation aufmerksam zu machen. Denn die begegnen mir überall.
Woher kommt der Müll?
Der Müll im Meer entsteht überall: Er fällt von Schiffen, die den Ozean queren, weht von Fähren, die zu den Inseln fahren, treibt durch die Tiefen, wenn Fischer ihr Netz verlieren, bleibt liegen, wenn Raucher am Strand waren oder Besucher ihr Eis aufgegessen haben, wenn Spielzeug am Ende des Urlaubs oder weil es defekt ist, kurzerhand am Strand entsorgt wird. Es wird durch die Flüsse weit aus dem Binnenland in die Meere gespült oder vom Wind hinausgeweht. Hinzu kommen viele weitere Quellen. Zusammengerechnet bedeutet dies, dass nach Angaben des UN-Umweltprogramms (UNEP) jährlich 6,4 Millionen Tonnen Plastikabfälle ins Meer gelangen.
Und doch gibt es Hoffnung. Deutlich zeigt sich, welchen Einfluss Geld auf unser Verhalten hat. Ich kann mich noch an Zeiten erinnern, als die Gräben entlang der Straßen vor achtlos weggeworfenen Einwegdosen und -flaschen überquollen. Die Einführung des Dosenpfandes hat das radikal verändert. Daraus folgend denke ich, dass es am sinnvollsten ist, die Erzeugung von Müll zu verteuern. Entweder durch die Ausweitung des Pfandsystems auf andere Produktgruppen oder die Zahlung einer Gebühr, die schon beim Einkauf fällig ist. Die Höhe der Gebühr sollte sich danach richten, was es kostet, die Verpackung zu entsorgen.
Davon sind wir leider weit entfernt. Daher sollte jeder darüber nachdenken, was er zur Lösung dieses Problems beitragen kann. Auch wenn der eigene Beitrag gering erscheint, so ist er doch ein Anfang und trägt zur Verbesserung bei. Selbst wenn es nur darum geht, die Landschaft für ein schöneres Motiv vom Müll zu befreien, ist das ok.
Achtsamkeit als Fotograf
Ich für meinen Teil bin mir sicher, gerade als Landschaftsfotograf eine besondere Verantwortung zu tragen. Mit nahezu jedem Bild, das ich einfange, möchte ich eine Geschichte erzählen. Meine Fotos sollen nicht nur ästhetisch ansprechend sein, sondern auch zum Nachdenken anregen. Daher ist es für mich selbstverständlich, achtsam mit der Natur umzugehen. Das bedeutet nicht nur, die Schönheit zu würdigen, sondern auch den Müll einzusammeln, den ich bei meinen Fototouren sehe.
Kreativer Umgang mit dem Müll
Auf meinen Fotoreisen entdeckte ich immer wieder inspirierende Beispiele dafür, wie Menschen kreativ mit dem Meeresmüll umgehen. So stellen einige Schmuck aus dem Abfall her, andere kreieren Kunstwerke aus Meerglas. Besonders beeindruckt hat mich der Umgang einiger Insulaner und ihrer Gäste mit dem Thema: Auf Amrum haben sie sich dazu entschlossen, den angeschwemmten Müll zu nutzen, um daraus in den Dünen Hütten zu bauen. Von der Verwaltung wird dies geduldet.
Diese Hütten sind für mich nicht nur ein Symbol für den kreativen Umgang mit den Hinterlassenschaften der Zivilisation, sondern auch eine Mahnung, wie wichtig es ist, respektvoll mit der Natur umzugehen. Es ist schon krass zu sehen, was das Meer so alles angespült hat.
Mein Fotoblog Hinterlandscapes ist nicht nur eine Sammlung von Bildern, sondern auch mein Medium, um auch auf Umweltthemen aufmerksam zu machen. Der Meeresmüll ist eine traurige Realität. Deutlich zeigt er uns, dass sich etwas verändern muss. Indem wir bewusster mit unseren Ressourcen umgehen und helfen, die Abfälle zu entsorgen, können wir gemeinsam einen Beitrag leisten, damit auch zukünftige Generationen die unberührte Schönheit der norddeutschen Landschaften erleben können. Für den schon vorhandenen Müll gibt es sicher nicht die eine Lösung. Noch besser ist es daher, dafür zu sorgen, dass möglichst wenig Abfälle entstehen. Dazu kann jeder etwas beitragen, indem er seinen Konsum hinterfragt.
Wie gehst du mit der Problematik um? Hast du eine Idee, wie wir das Müllthema lösen können? Dann freue ich mich auf deinen Kommentar. Hier oder in einem der Hüttenbücher auch Amrum, meiner Herzensinsel.